Glühwein-Zeit

Es kommt die dunkle Winterzeit,
wo Kerzen hell erstrahlen,
die Landschaft trägt ihr weißes Kleid,
sie stünde sonst im Kahlen.

Die Finger sind schon blau gefrohr'n
das Gleiche droht den Zehen,
der dicke Schal, der schützt die Ohr'n,
da nützt mir auch kein flehen.

Der Magen ist schon völlig flau,
verschwunden - meine Kräfte,
drum zieht's mich hin - ich weiß genau,
da gibt es schöne Säfte.

Beim Weihnachtsmarkt am alten Tor,
da stehen viele Stöfchen,
nun renn' ich los wie nie zuvor
und stell mich an ein Öfchen.

Der Glühwein tut sein herrlich Werk,
er rinnt mir durch die Kehle,
vor Kälte fast geschrumpft zum Zwerg,
ahnt der, was mir so fehle.

Drei Krüge sind im Nu geleert,
ich seh' die Lichter kreisen,
ich merke - es war nicht verkehrt,
ich muss nicht mehr vereisen.

Wie herrlich ist die Winterszeit,
ich hab mich nicht geirrt,
fällt sie mal weg - tät es mir Leid,
selbst wenn's vor Kälte klirrt.
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Gedicht der Woche - Kw 50 / 2006
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Fotos & Gedichte: © Klaus Ender