Kleine Auszeit
Es ist so leicht daher gesagt,
dem Irrsinn zu entrinnen,
wie oft hat man sich schon gefragt,
was soll ich dann beginnen?

Der Leistungsdruck ist Mensch gemacht,
das kann man nur bedauern,
denn Überfluss hat nichts gebracht
und Herzinfarkte lauern.

Der Alltag hat uns eingeholt,
wir stumpfen täglich ab,
den Nachbarn hat man überholt,
wer gräbt wohl wessen Grab?

Wir werden immer blinder,
wir halsen uns viel auf,
verstört sind selbst die Kinder
durch unsern Lebenslauf.

Wo sind die hehren Werte,
wo blieb die Illusion,
war alles das Verkehrte,
ist das des Lebens Lohn?

Wir müssen uns besinnen,
was war einst unser Ziel,
nicht gleich - von vorn beginnen,
das wäre auch zu viel.

Ein bisschen mehr entspannen,
mal einen Schritt nicht tun,
es läuft uns nichts von dannen,
wenn unsre Kräfte ruh'n.

Den Lebenssinn benennen,
den jeder anders sieht,
dem Geld nicht nachzurennen,
was täglich nur geschieht.

Der Seele das zu geben,
was unser Herz befiehlt,
versuchen - nur zu leben,
bevor die Zeit sich stiehlt.

Sich ehrlich mal zu fragen,
hat sich der Kampf gelohnt?
Dem Partner auch mal sagen,
dass er für uns sich schont.

Man muss auch mal verzichten,
Bescheidenheit tut Not,
vermindert eure Pflichten,
sonst kommt ihr aus dem Lot.

Dass Geist und Körper eines sind,
das lässt sich auch nicht trennen,
dass nur die Harmonie gewinnt,
das müssen wir erkennen.

Wir haben nur ein Leben,
das setzen wir aufs Spiel,
wenn wir nach allem streben
und für ein falsches Ziel.
aus unserem Bild-Gedichtband "Von Zeit zu Zeit"
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Gedicht der Woche - Kw 12 / 2009
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Fotos & Gedichte: © Klaus Ender