Blatt um Blatt
Wir Blätter sind ein riesig Heer
wie Wellen auf dem Meer,
wir rauschen auch
an Baum und Strauch,
doch bieten wir viel mehr.

An Farben und an Formen
sieht man den Unterschied,
wir halten nichts von Normen,
jed' singt sein eigen Lied.

Erst sind wir grün und seiden,
zerbrechlich und nicht reif,
auf Dauer nicht zu leiden -
bis dass wir groß und steif.

Wir einen unsre Kräfte,
wir werden nun ein Dach
zum Schutz des Baumes Säfte
und werden niemals schwach.


Erst wenn die Fröste kommen,
der Saft im Baum versiegt,
wird uns die Kraft genommen,
die Zeit - sie hat gesiegt.

Bevor die Farben schwinden,
wird alle Kraft vereint,
wir trotzen auch den Winden,
bis dass der Tod erscheint.

Wir fallen auf die Erde,
sind Humus für den Baum,
auf dass er schöner werde,
so endet unser Traum.
aus unserem Bild-Gedichtband "Ein Samenkorn mit Zuversicht"
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Gedicht der Woche - Kw 38 / 2012
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Fotos & Gedichte: © Klaus Ender