Der rasende Roland
Seit einhundert Jahren ist er attraktiv,
kurios - grün und schwarz - und äußerst aktiv,
er rollt so auf Schmalspur mit fünfzig dahin,
der Romantik zu dienen, nur das ist sein Sinn.

Steht man in Binz, so kann man ihn hören,
pfeift er in Putbus - pfeift er in Göhren?
Es ist fast die Mitte der herrlichen Insel,
wo Maler in Rudeln greifen zum Pinsel.
Er stampft durch die Wälder, wo dicht Anemonen
unter den Buchen mit Wildschweinen wohnen.

Durch Raps, der gelb blüht, durch Mohn, der rot glüht,
zieht er auf den stählernen Schienen,
aus Fenstern da winken, ums Gradsteh'n bemüht,
die Menschen mit heiteren Mienen.

Aus Ost und aus West kommen viele Touristen,
er diente dem Kaiser und den Kommunisten,
doch ihm ist's egal, er schaut nur nach Kohle,
spuckt Rauch aus - und pfeift uns zum Wohle!
aus unserem Bild-Gedichtband "Rügen - Poesie einer Insel"
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Gedicht der Woche - Kw 23 / 2014
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Fotos & Gedichte: © Klaus Ender