Die Lüge
Die Lüge ist stets kostümiert,
sie steckt in allen Kleidern,
verkleidet lügt sich's ungeniert,
im Notfall kann sie schneidern.

Die Lüge ist ein scharfes Schwert
für den, den es getroffen,
er ist jetzt keinen Taler wert,
es stirbt auch bald sein Hoffen.

Wie Kletten hängt die Lüge an,
verschanzt sich in der Seele,
ist doch vielleicht was Wahres dran,
so flüstert manche Kehle.

Die Freundschaft ist Vergangenheit,
die Lüge war zu groß,
die nutzt nun die Gelegenheit
fällt fruchtbar in den Schoß.

Den Beifall, den der Lügner zollt,
den sollte man vergessen,
lügt der mal nicht - ist's ungewollt,
er lügt sonst - wie besessen.

Gewänder sind der Lüge hold,
man kann sie nicht durchschau'n
aus Lug und Trug macht sie nun Gold
und buhlt - um mehr Vertrauen.

Die Lüge ist ein Krebsgeschwür
von Reichen und von Armen,
man öffnet ihr die Hintertür
und lügt zum Gott Erbarmen.
aus unserem gesellschaftskritischen Bildband "Nackt zwischen Dornen"
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Ender-Lyrik / Zeitgeist
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Fotos & Gedichte: © Klaus Ender
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